1. Ebene: Körperliche Selbstverteidigung
Die körperliche stellt die erste und unterste Ebene im Wing Chun dar und lehrt uns unseren Körper vor Angriffen zu schützen und Auseinandersetzungen erfolgreich zu bestehen. Doch jeder Kampf ist anders. Daher werden den Schülern Werkzeuge in Form von Bewegungsabläufen (Formen, Chi-Sao usw.) und Techniken an die Hand gegeben. Der Schüler lernt wie er diese Werkzeuge innerhalb eines Angriffs anpassen und spontan kreieren kann um sich wirkungsvoll zu verteidigen.
2. Ebene: Strategie und Taktik
Die 2. oder mittlere Ebene im Wing Chun. Dieselben Formeln, die wir in der unteren, körperlichen Ebene benutzen, um damit unsere Kampf-Bewegungen zu generieren, dienen in der zweiten Ebene, um Taktiken und Strategien zu entwickeln, die sich nicht nur beim Kampf sondern auch im äußeren, alltäglichen Leben, im Beruf, in der Schule vorteilhaft einsetzen lassen.
Selbstverteidigung bezieht sich nicht nur auf die Verteidigung des Körpers, sondern auch einer Position, einer gesellschaftlicher Stellung, des Geschäftserfolges usw. Die mittlere Ebene lehrt uns, sich mit Ehrlichkeit, Klugheit und Geschick gegen andere durchzusetzen.
Diese Ebene muss am Ende vom Einzelnen überwunden werden. Denn aus Sicht der Philosophien auf die Wing Chun beruht ist alles, was man so gewinnt, nicht für ewig und damit letztlich wertlos. Taktiken oder Management-Fähigkeiten stärken zwar unser Ego, doch am Ende bildet dieses Ego nur die Basis für Leid und Übel. Doch dieser Schritt ist dennoch wichtig um die eigene Persönlichkeit zu entwickelt und auch weiterentwickeln zu können.
3. Ebene: Selbstvollkommenheit
Selbstvollkommenheit bildet die höchste und wertvollste Ebene im Wing Chun. Diese Ebene ist idealerweise die Ebene der Meister bzw. Großmeister. Die höchste Lehre hat nichts mehr damit zu tun, wie stark unser Fauststoß ist. Bei der dritten Ebene geht es um unsere Essenz, unser Innenleben, unseren Geist. Hier gilt es, nicht andere, sondern sich selbst zu besiegen. Neid, Hass, Frust, Selbstmitleid, Angst, verletzter Gerechtigkeitssinn, schlechte Gewohnheiten usw. Natürlich lernen wir von Beginn unseres Wing Chun Trainings an unser Handeln in die richtige Richtung zu lenken. Doch Handeln beginnt in unserem Kopf, mit einem einzigen Gedanken.
Indem wir diesen Weg beschreiten und uns z.B. von eingefahrenem Denken, von negativen körperlichen und geistigen Haltungen befreien finden wir unsere Mitte und damit die innere Ausgeglichenheit. Ursprünglich arbeitete der Wing Chun Anwender auf allen diesen drei Ebenen gleichzeitig an sich, weil man wusste, dass Körper und Geist zusammen gehören und nur im Einklang das ganze System erlernt werden kann. Als Wing Chun aber an viele unterschiedliche Menschen unterrichtet wurde, trat vermehrt das Körperliche in den Vordergrund und es fand eine Aufteilung in die drei verschiedenen Ebenen des Lernens statt.
Doch wer sich wirklich mit Wing Chun beschäftigt begreift, dass dieselben Eigenschaften und Verhaltensformeln sich durch alle drei Ebenen ziehen. Ein Weg, der in der höchsten Wing Chun Ebene gipfelt.