Die Techniken des Wing Chun wurden im Laufe der Zeit auf ihre Wirkung hin maximiert. Die Bewegungen sind dabei meist kurz und geradlinig oder angedeutet spiralförmig. Der Einsatz von Kraft ist differenziert zu anderen Kung Fu Stilen zu sehen.
Es wird in der Regel keine reine Muskelkraft verwendet, sondern eine Mischung aus Gewichtsverlagerung (Schritttechniken), spontaner Gelenkbewegung (so genannter Peitschenkraft) und einem kleinen Anteil an Muskelkraft. Ein typisches Element des Wing Chun Stils ist der Kettenfaustschlag, von dem ein geübter Wing Chun Kämpfer ca. 8-10 Schläge pro Sekunde ausführt.
Die Kraft des Gegners wird durch Anwendung von Winkel- und Drehprinzipien neutralisiert und gegen ihn verwendet (Gleichzeitigkeit von Abwehr und Angriff) d.h. während ein Schlag im Wing Chun abgewehrt wird, erfolgt gleichzeitig ein Angriff. Ein Schlag des Gegners wird so z.B. durch einen konternden Gegenschlag abgewehrt.
Der Wing Chun Stil ist ebenso durch seine Trittarbeit charakterisiert, die nur sehr wenige Grundtritte umfasst und mit der im Allgemeinen nur niedrige Ziele (bis Hüfthöhe) angegriffen werden. Ein Ziel dieser Tritte ist insbesondere das Kniegelenk und der Oberschenkelansatz des Gegners.
Bei allen noch so guten Techniken ist Wing Chun dennoch realistisch genug, um davon auszugehen, dass nicht jeder Tritt oder Schlag optimal sitzt, aber jeder Treffer ist besser als kein Treffer!
Berücksichtigung anderer Kampfstile im Wing Chun
Eine weitere Besonderheit des Wing Chun ist, dass sich die Techniken des Systems nicht nur auf eine Gegenabwehr im Wing Chun beziehen. Die Kampfkunst Karate lehrt uns beispielsweise weitestgehend nur Abwehrtechniken gegen Karatestile. Selbstverteidigung Wing Chun hingegen enthält Abwehrtechniken gegen Wing Chun, aber auch gegen alle anderen Stile. Ein gut trainierter Wing Chun Schüler ist daher auf eine breite Palette möglicher Ernstfälle vorbereitet, respektiert und würdigt aber auch alle anderen Kampfkünste und Stile.
Trainingsbesonderheiten im Wing Chun
Da es sich bei Wing Chun um einen inneren Stil mit kleinen Techniken handelt, können diese in sehr schneller Abfolge trainiert werden. Als Konsequenz werden in einer Minute viele Dutzend Angriffe und Abwehrübungen durchgeführt wobei einem äußeren Stil nur ein paar wenige möglich wären. Diese hohe Quantität an Übungseinheiten erzielt einen sehr schnellen Lerneffekt beim Übenden.
Da zu dem Lat Sao auch noch Chi Sao und seine Variationen (Poon Sao, Dan Chi) mit intensivem Körperkontakt samt Druck und Gegendruck geübt werden, berichten viele Wing Chun Schüler über einen erheblichen Kraftzuwachs der Arm-, Bein-, Rückenmuskulatur sowie eine Verbesserung von Verspannungen des Muskelapparats innerhalb weniger Monate.